Januar.

Ein kalter Windstoß fegt über mich hinweg. 
Die Kälte sie kriecht in meine Glieder, sucht sich Wege, um die noch schützenden Schichten an Wolle und Polyester vorbei. Jeder kleinste Streifen freier Haut überzieht sich instinktiv mit einer Gänsehaut.
Schneekristalle legen sich auf meinen Haaren nieder, wie kleine Federn treiben sie im Wind.
Völlig unberührt von dessen Aufgewühltheit, schwerelos.
Ich strecke mein Gesicht gen weißen Himmel. Betrachte diese Symphonie aus Chaos und Ruhe.
Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Was für ein perfektes Paradox. 
Und es legt sich eine eisige kleine Flocke auf meiner warmen Lippe nieder, als würde sie zum vollkommenen Begreifen dieses Anblicks und seiner Wahrheit, all meine Sinne schärfen wollen. Nässe überzieht meine Lippen, als sie sogleich mich gefunden, schon wieder schwindet.




Dieser Monat ist unglaublich schwer fassbar. 2019 hat auf die bestmöglichste, verrückteste, stressigste, lehrreichste und nachdenklichste Art und Weise für mich begonnen.
Um auf den Punkt zu kommen: ich bin gleich am dritten Januar, ein Tag nachdem ich aus Berlin zurückkam, umgezogen.
Raus aus dem Elternhaus, rein in die Selbstständigkeit.
Der Titel größter Glückspilz ging in der Hinsicht an mich, als dass ich bei einer meiner besten Freundinnen einziehen konnte, in Uni-Nähe, schöner Altbau und einfach die beste Kompanie, die ein Mädchen sich erträumen könnte - Shoutout to my girl!
Die Arme durfte sich schon viele mitternächtliche Gedankengänge anhören...falls du das liest, es warten die italienischen Sternkekse in der Küche auf dich!
Jedenfalls habe ich mich in all diesen neuen Situationen wiedergefunden, die mich ernsthaft haben reflektieren lassen...bis ich zu der Erkenntnis kam, meine bisher so stolz gewähnte Selbstreflektiertheit über Bord werfen zu können, weil ich das offensichtlich bisher doch sehr oberflächlich angegangen bin. Verdammt, es ist manchmal aber auch echt schwer sich selbst gegenüber ehrlich zu sein...manchmal sogar schwerer als anderen gegenüber. Und manche Dinge werden dir auch selbst erst wirklich bewusst, wenn sich jemand traut die richtigen Fragen zu stellen.

Mir ist einiges bewusst geworden. Neben den horrenden Summen, die mich Kaffee kosten kann und den zig Geduldsfäden, die die Bürokratie erfordert, der Nützlichkeit eines Stamm-Handwerkers und der Haltbarkeit von Bananen, der Erleichterung eines Einkaufszettels, anstatt planlos nach Laune in den Laden zu laufen, dem grundsätzlichen Gebot "kein Rot!" einfach mit in die Wäsche zu werfen, neben all diesen haushälterischen Dingen habe ich vor allem gelernt wie schön es sein kann, das selbst raus zu finden. Wie befreiend es ist ein "Eigenheim" zu haben, dessen Charakter, noch so rein, allem offen gegenüber, in deinen Händen liegt. Darauf wartend Erinnerungen zu kreieren.

“So come to the pond, or the river of your imagination, or the harbor of your longing,
and put your lips to the world.
And live your life.” ― Mary Oliver


Habt ihr Erfahrungen zu eurem Auszug, die ihr teilen wollt? Was ist euch besonders schwer gefallen? Was hat euch daran besonders gefallen? Und würdet ihr von euch behaupten oft die Fragen zu stellen, die euch wirklich interessieren?

Meine Januar-Melodien findet ihr hier: Januar°19
Ein paar meiner Favoriten davon sind:
For Island Fires and Family - Dermot Kennedy
imagine - Ariana Grande
Fire on Fire - Sam Smith
Monster - Walking on Cars
Why (Remix) - Shawn Mendes/Leon Bridges
Love is stronger than Pride - Amber Mark
Moment to Myself - Diana Gordon
Lose my Mind (Acoustic) - Dean Lewis
Rush - Lewis Capaldi/Jessie Reyez
Caroline - Jacob Banks
Apple Juice - Jessie Reyez
Don't You Cry for Me (Acoustic) - Cobi
Ever since New York - Harry Styles
Behind the Wall - Tracy Chapman
Ego - Bibi Bourelly

Mein Buchtipp: "Devotions: The Selected Poems of Mary Oliver"
Mary Oliver schaffte es wie keine andere Stimmungen und Träume auf den Punkt zu bringen.
Eine wahre Meisterin der Worte.

Weil es bei der Kälte nichts schöneres gibt, als sich in die Kissen zu kuscheln und einen guten Film anzumachen-
Mein Filmtipp: Blackkklansman
In einer perfekten Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor erzählt dieser Film die Geschichte von Ron Stallworth, der als erster Afroamerikaner bei der Kriminalpolizei in Colorado Springs antritt. Motiviert etwas Gutes zu bewirken, plant dieser den Ku-Klux-Klan zu infiltrieren. Ein wahnwitziges Spiel an Rollentäuschung beginnt und schon bald wissen alle nicht mehr, wo es beginnt und aufhört...

Fashion-Inspiration




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  1. Wow was für eine wunderschöne Impression :)

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  2. Toller Beitrag! :)
    Veränderung und persönlichen Wachstum zuzulassen & dann auch wert zu schätzen war auch eine Lektion, die ich erst lernen musste aber sobald man dann anfängt sich darauf einzulassen, kann man nicht mehr zurück. Seitdem lasse ich es auch eher zu, dem was mir auf dem Herzen liegt freien Lauf zu lassen & immer häufiger auszusprechen oder zu fragen was mich wirklich beschäftigt.

    Liebe Grüße
    Vanessa

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  3. Text und Bild, es passt einfach alles perfekt! :)
    Super schön!
    Liebst, Sarah von Belle Mélange

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  4. Wirklich ein sehr schöner Text. Glückwunsch, dass das mit deiner Wohnung so schnell geklappt hat! :) Mit der besten Freundin zusammen zu ziehen, davor träume ich tatsächlich. Das mit der Reflexion verstehe ich nur zu gut- hängt bei mir aber auch oft damit zusammen, dass ich mein "fürheres Ich" nicht immer ernst nehmen kann. Ich denke einfach, dass sowas ein Prozess ist, und in jedem Lebensabschnitt gibt man sein Bestes.

    Liebste Grüße,
    Carmen <3

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  5. Toller Beitrag! Der Anfang irgendwie poetisch. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem neuen Weg! Liebe Grüße!

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@helenalleandra